Montag, 18. Juni 2007

Massen in Museen unterwegs

BREMEN. Mit einem solchen Andrang hatten die Veranstalter kaum gerechnet: 26 000 Besucherinnen und Besucher strömten in die Lange Nacht der Museen, um etwas über den Norddeutschen Lloyd, Paula Modersohn-Becker, moderne Kunst, orientalischen Tanz, Psychiatriegeschichte oder Hafenalltag zu erfahren. Mancherorts wurden gar die Eintrittsbändchen rar."Es ist toll gelaufen", freute sich denn auch Mitorganisatorin Bettina Berg aus dem Gerhard-Marcks-Haus über den Zuspruch von Kulturfreunden, der deutlich über dem vom vergangenen Jahr lag. 2006 strömten 20 000 Gäste in die Museen.Auch im siebten Jahr lockte offenbar die Aussicht auf offene Sonderausstellungen, Werkstätten, Depots und Magazine, auf Führungen, Lesungen und Konzerte zu ungewöhnlichen Öffnungszeiten. Die meisten nächtlichen Bummler, die allein, zu zweit oder in kleinen (Familien)-gruppen unterwegs waren, hatten sich zuvor eine individuelle Tour zusammengestellt, um wenigstens einen Teil des vielfältigen Programms der zehn teilnehmenden Häuser miterleben zu können.Für Claudia Dappen und ihren Sohn David, die erstmals die Lange Nacht erkundeten, standen Gerhard-Marcks-Haus, Wilhelm-Wagenfeld-Haus und Kunsthalle auf dem Programm. "Mal sehen, was wir schaffen." Auf jeden Fall sollte es für David noch etwas Altersgerechtes geben. Und das lockte neben vielen Möglichkeiten in anderen Museen auch in die Kunsthalle.Aus überzähligen Plakaten lange beendeter Ausstellungen durften kleine und große Künstler dort neue Werke im Collagenstil schaffen, mit Schere, Augenmaß, Einfallsreichtum und Wachsstiften aktiv werden. Es zeigte sich, dass der Tiger von Delacroix sich wunderbar zu den Frauengestalten von Rilke gesellen kann, oder Monets Camille mit einem Mops aus einer Frauenzeitschrift eine ganz neue Aussage in ihrer Haltung bekommt. Ganz freche Künstler hatten der berühmten Muse des französischen Impressionisten gar ein unbedecktes Hinterteil aufgeklebt. Auf jeden Fall verführte die Familienwerkstatt neben Führungen, Lesungen und Musik viele zu so kreativem wie ausdauerndem Umgang mit Material.Schöpferisch hatten sich auch die Studentinnen und Studenten der Hochschule für Künste aus der Design-Klasse von Dorothea Mink betätigt. Sie präsentierten im Erdgeschoss der Weserburg ihre Entwürfe für die neuen "Uniformen" des Aufsichtspersonals. Gerade geschnittene Shirts, lange schlichte Hosen, Röcke und Anzüge, aber auch ein praktischer Taschenmuff und Krawatten als Accessoires rundeten die pfiffige Schau ab.Vor allem der Innenstadt zwischen Weserburg, Dom, Böttcherstraße und Altenwall bescherte die Lange Nacht ein reges Treiben. Auch die Gastronomie profitierte offensichtlich davon. Vielerorts fand sich kaum ein freier Stuhl. Scharen schlossen sich Führungen an oder griffen beim Porträtzeichnen im Gerhard-Marcks-Haus zum Stift. Emil Noldes "ungemalte Bilder" lockten ebenso wie Yoko Onos "Fenster für Deutschland". Im Hafenmuseum waren "lütte Bootsbauer" gefragt, im Krankenhausmuseum lockten "Farbenrausch" und Lichtinstallationen, im Focke-Museum Magazin und mehr.Einer achten Langen Nacht der Museen dürfte nach solchem Zuspruch nichts entgegen stehen.

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